Es ist aus mit dem Paradies

Es ist aus mit dem Paradies

Die Theater-AG „Goeplers“ überzeugte am Sonntag mit dem Stück „A Year And A Day“ von Christina Reid in englischer Sprache. Die AG ist eine Kooperation der Ibbenbürener Gymnasien Goethe und Kepler mit Verstärkung aus den Kaufmännischen Schulen.

Ibbenbüren. Die Theater-AG „Goeplers“ erfüllte alle hochgesteckten Erwartungen. Am Sonntag feierte die Kooperation der beiden Ibbenbürener Gymnasien GOEthe und KePLER mit Verstärkung aus den Kaufmännischen Schulen ihre zweite Premiere. Auf dem Programm stand in englischer Sprache „A Year And A Day“ von Christina Reid. Das sorgfältig ausgewählte Stück der zeitgenössischen nordirischen Autorin ist trotz einer Auszeichnung in London 2007 in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Der Reiz dieses ausdrücklich fürs Schülertheater geeigneten Stückes liegt in der Verbindung einer zarten Liebesgeschichte mit Gruselelementen, so fasste es der AG-Leiter Tim Rikeit, Lehrer am Goethe-Gymnasium und Mitglied des Quasi So-Theaters, zusammen. Die Goeplers setzten beide Aspekte hervorragend um.

Reid erzählt von zwei Völkern, die in einem paradiesischen Garten lebten bis Habgier und falsche Gottesverehrung sie gegeneinander kämpfen lassen. Die ersten Opfer dieses Hasses sind zwei Liebende (Johannes Rolke, Fiona Laumeyer). Sie werden – angestachelt von den beiden Tempelpriesterinnen (Jessica Ott, Veronika Godoj) – von ihren eigenen Stämmen (Lisa Stöcker, Leonard Freimuth, Jona Müllmann, Frederik Ott, Sandra Bala, Julian C. Krentscher) getötet, als sie den trennenden Graben zwischen den Völkern überwinden wollen.  Die Liebe der beiden bleibt nach ihrer Ermordung unvermindert stark. Aus Rache kehren sie „Nach einem Jahr und einem Tag“ aus dem Jenseits wieder, ziehen einen weiteren Menschen mit in den Tod – endgültig aus ist es mit dem Paradies.

Übernatürliche Züge der ansonsten lebensnahen Geschichte werden von freundlichen Naturwesen (Carolin Grawemeyer, Anna Beidermühle, Julian C. Krentscher) betont. Eine Märchenerzählerin (Hannah Lepa) und ihre Nachfolgerin (Clara Feldkamp), deren Schicksal am Ende mit der übrigen Handlung in Beziehung gesetzt wird, verbinden beide Ebenen miteinander. Dabei fällt der Erzählerin eine aktionsarme Sprechrolle zu, die diese ruhig aber ausdrucksstark ausfüllt. Alle anderen Spielerinnen und Spieler bringen auch äußerlich Leben in das Stück. Dabei gelang allen Mitwirkenden eine wunderbar klare Sprachführung, die trotz poetischer Schwebungen gut zu hören war – was das Publikum gerade bei der fremdsprachigen Aufführung besonders zu schätzen wusste.

Sollte wirklich einmal etwas nicht „verstanden“ worden sein, wurde es szenisch sofort klar. Da untermauerte beispielsweise ein opulentes Gelage den Wettstreit, wer die kostbarere Nahrung habe, wer größer und besser sei. Von den stilleren Szenen dürfte die subtile Annäherung der Hände des Pärchens auf der Suche nach Nähe und Liebe im Gedächtnis bleiben. So ließen sich noch viele gelungene Details anführen; einen wichtigen Anteil an der guten Atmosphäre hatten sicher auch das prägnante Bühnenbild und die hinreißenden Kostüme (nicht umsonst war die Dankesliste an die Unterstützenden recht lang). Entscheidend bleibt aber der hervorragende Gesamteindruck der Spielfreude und Ausdrucksstärke aller Darstellerinnen und Darsteller.

Autorin: Sunhild Salaschek. Ibbenbürener Volkszeitung vom 18.06.2014