Goethe-Schulleiter ziehen Bilanz aus Digitalisierungs-Jahr - Mit Corona-Beschleunigung in die Zukunft

Goethe-Schulleiter ziehen Bilanz aus Digitalisierungs-Jahr - Mit Corona-Beschleunigung in die Zukunft

Schon im ersten Lockdown zeigte sich das Goethe-Gymnasium in Ibbenbüren digital vergleichsweise gut aufgestellt. Lars Buchalle und Tim Rikeit, die Schulleiter, hatten sich bereits auf den Weg in die Digitalisierung gemacht. Die Pandemie sorgte dann für einen heftigen Schub, verkürzte Entwicklungen, die für Jahre gedacht waren, auf Wochen. Die Schulleiter sind zufrieden.

Lars Buchalle (l.) und Tim Rikeit leiten das Goethe-Gymnasium seit zwei Jahren. | Foto: Linda Braunschweig

Ibbenbüren · Dienstag, 23.02.2021

Seit zwei Jahren leiten Lars Buchalle und Tim Rikeit das Goethe-Gymnasium. In dieser Zeit ist „nahezu gar nichts so gelaufen“, wie sie es sich bei ihrem Start vorgestellt hatten. Durch die Corona-Pandemie waren die Schulen im Dauer-Krisen-Modus (Buchalle: „Man gewöhnt sich dran“). In Sachen Digitalisierung hat das Goethe-Gymnasium einen riesigen Schritt gemacht, der eigentlich auf Jahre ausgelegt war. Die Entwicklung, die sie „für zehn Jahre“ im Kopf gehabt hätten, sei auf 18 Monate eingedampft worden, sagt Buchalle.

Profitiert hat die Schule von einer Neuerung, die die Schulleiter schon kurz nach ihrem Amtsantritt eingeführt hatten: das Digital-Multiplikatoren-Team, Lehrer, die ihren Kollegen neueste technische Errungenschaften näherbringen, Berührungsängste nehmen. Die sollten eigentlich Zeit und Fortbildungen erhalten, fanden sich aber plötzlich mitten im Geschehen und sorgten für Unterstützung und Struktur. Das sei Zufall gewesen, sagt Buchalle, wenngleich die Schule sich schon lange in diese Richtung bewegte. Und so war das Goethe-Gymnasium schon eine Woche vor dem ersten Lockdown in der Lage, seine Schüler nach Hause zu schicken und aus der Distanz nach Stundenplan zu unterrichten, im so genannten Cloud Classroom Project.

Office 365 mit Teams

Hinzu kam, dass die Wahl auf Office 365 und die Plattform Teams fiel, für die ein Smartphone die Mindestanforderung war, um am Unterricht teilzunehmen. Es brauche nicht Tastatur und Maus, schließlich hätten die Schüler auch noch Stift und Lehrbuch zur Hand, sagt Buchalle. Dass die Schüler des Goethe aber auch über die viel diskutierten Endgeräte verfügen, zeigt sich daran, dass von 100 Leihgeräten nur 60 genutzt werden.

Natürlich könne man keinen Prozess, der sonst Jahrzehnte gedauert hätte, mal eben nachholen, sagt Rikeit. Corona sei aber ein Beschleuniger für die Digitalisierung von Schule. „Wir haben es geschafft, dass die Schüler die digitalen Medien als Werkzeug nutzen, so wie Block und Füller“, bilanziert Rikeit.

Vision bestand schon länger

Diese Vision hatte das junge Schulleiterteam schon vorher, lebt dieses auch vor. Beide Schulleiter gehen meist nur mit ihrem Tablet in den Unterricht. Die Corona-Bedingungen hätten dafür gesorgt, dass niemand mehr überzeugt werden musste. „Machen ist wichtiger als zaudern“, beschreibt Buchalle die Philosophie. Mit dem, was die Schule in dieser Zeit erreicht hat, sind beide Schulleiter zufrieden.

Zwar ist die digitale Kultur nun „mit der Brechstange“ geschaffen worden, das soll aber nicht umsonst gewesen sein. Die Schule werde nun schauen, was von den neu gewonnenen Arbeitsweisen auch künftig, nach dem Ende des Distanzunterrichts, erhalten bleibt. „Es wäre ganz falsch, Beamer und Laptops nach den Sommerferien wieder wegzupacken“, sagt Buchalle. Viel mehr gelte es zu fragen: Was ist sinnvoll? Manches passiere dabei von allein, zum Beispiel, dass Schüler ihre Geräte anstatt von Collegeblocks nutzen, um mitzuschreiben.

Digitales als Normalität

Dabei gehe es nicht darum, den Unterricht zu revolutionieren, Digitalisierung sei kein Selbstwert, sagt Buchalle, aber es gelte „digital normal“ zu machen.

Dennoch kann das Gymnasium vieles in die Zukunft mitnehmen. Pflegschaftssitzungen, SV-Arbeit, Tag der offenen Tür, Anmeldungen, Schwarzes Brett – bei allem besteht jetzt zumindest die Möglichkeit, es auch digital zu gestalten. Erfahrungen und Technik sind vorhanden. Datenschutz und Medienkompetenz sind dafür wichtig. „Wir hoffen auf eine Weiterentwicklung als agiles System.“

Weniger Sorge als ihre Schüler haben die Schulleiter übrigens mit Blick auf die Abiturprüfungen. Das reine Lernen sei möglich gewesen. Die inhaltliche Sorge teile er deshalb nicht, sagt Lars Buchalle. Nach den Osterferien stehen den Schülern noch neun Tage zur reinen Prüfungsvorbereitung zur Verfügung.

Quelle: IVZ-aktuell
Text und Bild: Linda Braunschweig
Link zum Original-Artikel der IVZ